Der Biorhythmus des LebensIm Laufe unseres Lebens durchwandern wir alle drei Dosha-Phasen: Nach der Kapha-dominierten Kindheit beginnt im jungen Erwachsenenalter die Pitta-Zeit des Lebens. Die Energie des Feuers verhilft uns zu Tatkraft, Leistungsfähigkeit und unterstützt uns bei der Erreichung unserer Ziele. Irgendwann, zwischen Anfang und Mitte vierzig, beginnt dann wieder ein Wandel: der langsame Übergang von der Pitta- in die Vata-Zeit. Unser Nervenkostüm beginnt nun dünner zu werden, das Bedürfnis nach Ruhe und Erholungszeiten nimmt zu, erste Symptome von Trockenheit machen sich im Körper bemerkbar. Jede Frau ist einzigartigWie ausgeprägt wir diese Veränderungen in der Lebensmitte erleben, hängt immer auch von unserer Grundkonstitution und unserem momentanen Gleichgewicht ab. Ayurveda sieht jeden Menschen als einzigartig und so macht sich auch der Prozess der Wechseljahre bei jeder Frau auf unterschiedliche Weise bemerkbar. Frauen mit hohem Pitta (Feuer-)Anteil in ihrer Konstitution sind beispielsweise meist stärker von Hitzewallungen betroffen als die Frauen mit einer Vata-Dominanz. Diese werden vermutlich eher mit der Trockenheit zu tun haben, was sich in Symptomen wie Verstopfung oder trockener Haut/Schleimhäute äußern kann. Auch Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen werden einem erhöhten Vata zugeordnet. Grundsätzlich heißt es also in dieser Zeit, die Eigenschaften des Vata-Doshas im Auge zu behalten, um so gegebenenfalls schnell für einen Ausgleich zu sorgen, wenn Trockenheit, Kälte und Unruhe (Bewegung) ins uns zunehmen. Denn gerade das Vata-Dosha hat die Tendenz, die Oberhand zu gewinnen und dadurch für ein dauerhaftes Ungleichgewicht in unserem System zu sorgen. Positiver WandelHört sich dieser Wechsel in einen neuen Lebensabschnitt auf körperlicher Ebene erstmal nicht so verlockend an und lassen Widerstandskraft, Jugendlichkeit und Belastbarkeit nach, so steckt in diesem Wandel aber auch ein unglaubliches Potential. Es ist insbesondere eine Zeit der mentalen Veränderung, inneren Wachstums, Selbstreflexion und geistiger Reifung. Während unsere körperliche Leistungsfähigkeit abnimmt, erleben wir auf der geistigen, mentalen und spirituellen Ebene einen unglaublichen Zuwachs und Reichtum. Die Frage nach dem „WARUM“ im Leben wird lauter oder stellt sich nochmal neu – und verändert sich möglicherweise. Wir wünschen uns mehr Qualität als Quantität. In uns wächst der kreative Selbstausdruck, der Wunsch nach Sinn, Gemeinschaft, Austausch und Spiritualität. Wir hinterfragen mehr und dürfen in dieser Zeit ein neues Bewusstsein für uns, unseren Körper und unsere Wünsche entwickeln. Was möchte verändert, was möchte gelebt werden? Was brauchen wir wirklich und was sollten wir gehen lassen? Weiter wie bisher?Aus der tatkräftigen Pittazeit sind wir es gewohnt, leistungsstark und belastbar zu sein. Wir gehen gerne mal über unsere Grenzen. Gerade als Frau sind wir oft in einer Yang-Energie, um den vielfältigen Belastungen und Ansprüchen gerecht zu werden, die Beruf, Familie, Freunde und unser Umfeld an uns stellen. Um gesund und gut durch die Wechseljahre zu navigieren und bis ins hohe Alter unsere Lebensqualität zu erhalten, ist es wichtig, Anpassungen in unserem Lebensstil vorzunehmen. Denn machen wir einfach so weiter, ohne auf unsere veränderten Bedürfnisse einzugehen, so machen sich nicht nur Wechseljahreserscheinungen stärker bemerkbar. Denn steigt das Vata-Dosha in uns ungebremst an, ohne dass wir für Ausgleich sorgen, so steigt das Risiko für Erkrankungen des Bewegungsapparates und unseres Nervensystems. Für Ausgleich sorgenBesonders wichtig ist es jetzt, Stress abzubauen und immer wieder für Erholungsphasen zu sorgen. Denn Stress ist einer der Faktoren, die maßgeblich daran beteiligt sind, unser Hormonsystem zu stören und mögliche Symptome der Wechseljahre zu verstärken. Neu denken, Geduld und SelbstliebeAuch wenn wir über die negativen Folgen von Stress für unsere Gesundheit wissen, so ist es doch leichter gesagt als getan, dem Rat nach mehr Ruhe und Entschleunigung zu folgen. Tatsächlich müssen wir es richtiggehend üben und neu verinnerlichen, uns Auszeiten zu nehmen und immer wieder einen Gang zurückzuschalten. Denn natürlich ist unser Ego nicht unbedingt damit einverstanden. Bedeutet weniger leistungsfähig zu sein in unserer heutigen Gesellschaft doch auch schwach und weniger wertvoll zu sein. Hinzu kommt, dass wir es gewohnt sind, dass alles schnell gehen muss und wir ständig von Reizen überflutet werden. Ich denke es braucht ein wenig Geduld und Disziplin. Und ganz viel Mitgefühl und Liebe für uns selbst, um langsam neue Gewohnheiten für uns zu etablieren und unser Mindset bezüglich der Wechseljahre und des Älterwerdens zu verändern. Denn beides eröffnet uns neue Räume und Möglichkeiten. Es geht darum, weniger zu funktionieren und mehr zu leben! Darum, uns selbstbewusst und selbstbestimmt dieser Zeit des Wandels zuzuwenden, statt gegen sie zu kämpfen und die Chancen in der Veränderung zu erkennen. Etabliere neue RoutinenVersuche für dich neue Routinen zu finden, die dir guttun und dich zur Ruhe kommen lassen. Passe zum Beispiel deine Yogapraxis an. Wenn du bisher eher dynamisch geübt hast, so kannst du jetzt immer wieder Yin-Yoga und restorative Yogaeinheiten einbauen, wenn du merkst, dass dein Geist sehr unruhig ist und du dich eher müde und gestresst fühlst. Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um Durchzuatmen. Vielleicht reicht es dir schon, einen Moment die Augen zu schließen und ein paar tiefe Atemzüge in den Bauch zu nehmen, um ruhiger zu werden. Oder du nimmst dir Zeit für einige Runden Nadhi Shodana, die yogische Wechselatmung. Mit ihr kannst du dein Nervensystem ganz wunderbar ausbalancieren. Nimm dir regelmäßig kleine Auszeiten von Social Media und leg deine elektronischen Geräte bewusst immer mal wieder zur Seite, um Distanz zu der ständigen Erreichbarkeit und Reizüberflutung zu schaffen. Besonders am Abend solltest du versuchen, das Handy ausgeschaltet zu lassen. Bewegung an der frischen Luft und generell der Kontakt mit der Natur hilft dir zu entspannen. Ein entspannter Spaziergang im Wald kann Wunder wirken. Und ich umarme oder berühre immer mal wieder einen Baum auf dem Weg. Seine Ruhe, Gelassenheit und Verwurzelung zu spüren sind für mich eine echte Wohltat. Diese Liste ließe sich noch endlos fortführen. Dies sind einfach ein paar kleine Anregungen für dich. Da aber nicht alle Empfehlungen für jede Frau gleich sind und sein können, ist es wichtig, dass du für dich herausfindest, was dir guttut und Ruhe und Entschleunigung in dein Leben bringt. Und sei es dir selbst wert, dir die Zeit dafür zu nehmen! Lass uns gemeinsam das Älterwerden feiern und es als Geschenk und Teil des Lebens sehen! Ich freue mich, wenn du mir deine Meinung und Erfahrungen dazu schreibst. Alles Liebe, Susanne |