Hier wirst Du des Öfteren Gedanken aus Büchern und Podcasts finden, die ich in diesem Jahr gelesen oder gehört habe und die mich inspiriert und zum Nachdenken angeregt haben. Besonders Bücher haben es mir schon immer angetan: Ich kann einfach an keiner Buchhandlung vorbeigehen, ohne wenigstens kurz reinzuschauen. Das Buch, das mich in diesem Jahr am meisten berührt hat, hat den Titel “Geflochtenes Süßgras” und ist von Robin Wall Kimmerer geschrieben. Es hat mich ebenso oft in Freude versetzt, wie in Tränen aufgelöst dasitzen lassen. Es hat mich an die Ehrfurcht und Demut vor dem Leben und der Natur erinnert und daran, wie sehr wir uns selbst gut tun, wenn wir Mutter Erde schützen und ehren.
Robin Wall Kimmerers Vorfahren waren indigene Ureinwohner von Nordamerika, die dem Stamm der Potawatomi angehören. Sie erzählt in diesem Buch über die Geschichte der indigenen Stämme und über ihren Umgang und ihre Sichtweise auf die Natur und all ihre Lebewesen. Sie erzählt von Zerstörung der Kultur und der Umwelt, aber auch von Hoffnung, Mut, Neuanfang und Gemeinschaft. Von Rückschlägen, aber nicht geschlagen geben. Von der unglaublichen Kraft, Fülle und Güte der Natur. Von Geben und Nehmen und Ausgleich. Von Respekt und Ehrfurcht vor dem Leben. Die britische Autorin Helen Macdonald schreibt über dieses Buch: “Ich las “Geflochtenes Süßgras”, als ich am Boden war; und es gab mir Trost und das Gefühl, dass es noch Hoffnung gibt für diesen Planeten.”
Es gibt so viele Geschichten aus diesem Buch, die ich gerne mit Dir teilen möchte, dass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll. Also habe ich spontan eine Seite aufgeschlagen: Robin Wall Kimmerer erzählt auf diesen Seiten (und auf vielen weiteren) von den Regeln der “Ehrenhaften Ernte”. Es sind Grundregeln ihres Volkes. Sie sind nirgendwo niedergeschrieben, werden immer nur in Teilen mündlich weiterüberliefert – man prägt sie sich in kleinen Alltagshandlungen ein. Sie schreibt:
Wollte man sie jedoch auflisten, so könnten sie ungefähr so aussehen: Wisse um die Lebensweise derer, die für dich sorgen, damit du auch für sie sorgen kannst. Stell dich vor. Mach dir klar, dass du derjenige bist, der um Leben bittet. Bitte um Erlaubnis, bevor du nimmst. Höre auf die Antwort. Nimm nie das Erste. Nimm nie das Letzte. Nimm nur, was du brauchst. Nimm nur, was dir geschenkt wird. Nimm nie mehr als die Hälfte. Lass etwas für die anderen übrig. Ernte so, dass du möglichst wenig Schaden anrichtest. Nutze es respektvoll. Verschwende nie, was du genommen hast. Teile. Danke für das, was dir geschenkt wurde. Hinterlasse ein Gegengeschenk für das, was du genommen hast. Erhalte die, die dich erhalten, und die Erde wird für immer bleiben.
Ich habe in diesem Jahr ganz besonders darauf geachtet, diese Regeln auf meinem eigenen Stück Land zu beachten. Und es hat mich nochmal mehr Dankbarkeit für meine Ernte fühlen lassen. Und Demut.Und tiefe Freude. Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir alle verstehen, wie wichtig es ist, dass wir unseren Umgang mit, und unsere Sichtweise auf unsere Erde und unsere Beziehung zu ihr, verändern (müssen). Ich glaube, zu dieser Dankbarkeit und Wertschätzung zurückzufinden, ist der erste Schritt dazu. Finden wir zurück in ein Leben mit unserer Erde, dann heilen wir nicht nur sie, sondern uns selbst.
“Wenn Trauer eine Tür zur Liebe sein kann, dann lasst uns alle um die Welt weinen, die wir zerstören, damit wir sie mit unserer Liebe wieder ganz machen können.” – Robin Wall Kimmerer
Vielleicht hast Du heute ein wenig Zeit, in die Natur zu gehen. Mit den Bäumen zu atmen, einen Baum zu umarmen. Dich selbst wieder wahrzunehmen als ein Teil davon. Und vielleicht kannst Du dann spüren, wie Du innerlich ruhiger wirst angesichts all der Schönheit um Dich herum. Du bist ein Teil davon.
Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag,
alles Liebe,
Susanne